Flunkernder Held
Der Bürgermeister hat ein preisgekröntes Huhn. Jetzt ist das Huhn berühmt. Der Bürgermeister natürlich auch. Berühmt, das wäre Matze auch gerne. Denn er hat ein Problem. Er will diesem neuen Mädchen imponieren, das mit seiner Fa- milie in die leerstehende Bäckerei gezogen ist. Sandys Mama ist angeblich Rockstar, und Sandy ist so cool mit ihren schwarzen, langen Haaren und dunklen Kleidern. Was bleibt Matze da ande- res übrig, als selbst prominent zu werden?
Mit Super-Matze erzählt der norwegische Autor Håkon Øvreas einmal mehr eine warmherzige, einfallsreiche Freundschaftsgeschichte von Bru- no, Matze und Laura. Im u. a. mit dem „Luchs“ der Zeit und Radio Bremen ausgezeichneten Band 1 Super-Bruno hatten die drei allerhand zu tun, fiese Rowdies davon abzuhalten, ihre Hütte kaputt zu machen und ihnen auf den Wecker zu fallen. Was Matze aber jetzt vorhat, ist bedenk- lich: Das Preis-Huhn entführen, um anschlie- ßend als sein Retter in die Zeitung zu kommen. Øvreas kann sich ganz tief hineindenken in die kindliche Fantasiewelt. Schließlich geht es zu al- lererst darum, was man gemeinsam jeden Tag so unternimmt: Spionage-Waffeln backen, Walkie- Talkie-Alarm proben, in Tarnzelten wohnen, die Welt durch umgedrehte Ferngläser betrachten und sich Geschichten zusammenreimen, über die neuen Nachbarn etwa. Die könnten nämlich Vampire mit Ketchup-Allergie sein oder Diebe. Øyvind Torseters Zeichnungen zum „Super-Matze“ tragen seinen schnodderig-spritzigen Stil: mit Werkzeugen und Krimskrams vollgestopfte Kinderzimmer, dunkle Kellerverliese, verdäch- tige Ladenbesitzer, E-Gitarre schrammelnde Papas und verdutzte Hühner. Tragisch: Dem Huhn-Ausleiher Matze wird von Unbekannt die Beute gemopst. Ob das gut ausgeht? Zum Glück ist Matze nicht bloß ein charmanter Flunkerer, er kennt auch jede Menge Kniffe – wie ein echter Super-Held.
Ruth Rousselange